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Fremo-Treffen in Prag
30.9. – 3.10.2017
Text: Dirk Lübeck
Bilder: Dirk Splitt

Erlebnisbericht


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Anfang Oktober trafen sich Modellbahner aus Dänemark, Bulgarien, Österreich, Tschechien und Deutschland zu einem internationalen FREMO-NRE-Treffen in Prag. Das Treffen findet traditionell alle zwei Jahre statt.

Tag 0, Freitag, Anreise

Start in Frankfurt mit leichter Verzögerung. Wir kamen zu viert im Transporter, Eberhard, Max, Mali und ich. Hinter uns stapelten sich Module bis zur Decke. Bis 23 Uhr sollte die Halle zur Anlieferung der Module geöffnet sein. Gegen 22 Uhr 30 waren wir da. Ausladen dauerte dank vieler helfender Arme nur wenige Minuten. Dann nur noch Hotel und Bett.

Tag 1, Samstag, Aufbau

Zunächst ging es von morgens bis Mittag zügig mit dem Aufbau voran. Unsere tschechischen Kollegen hatten bereits am Vorabend den Ausgangspunkt des Aufbaus, Bahnhof Sklene, genau ausgerichtet, sodass die Äste in alle Richtungen wachsen konnten. Jan mit seinem Stahlwerk traf fast pünktlich am Vormittag ein und dank tatkräftiger Hilfe konnte bis zum Mittagessen der deutsche zweigleisige Ast fertig gestellt werden. Ich ließ mir von Klaus den Aufbau seines Uhrenturm erklären und übernahm diesen Job zu seiner Entlastung. Leider schlugen alle Versuche fehl, auch den tschechischen Turm am anderen Ende der Halle anzuschließen. Offenbar stimmen Spannung und/oder Ansteuerung nicht überein. Wir beschlossen, dass der deutsche Turm reichen muss. Michael und Max (12 Jahre alt) kümmerten sich um das Loconet für die bereits stehenden Module. Zu meiner Erleichterung trafen Rheinfort und Hafen nur leicht verspätet kurz nach 14 Uhr ein, sodass auch der Ast Richtung Tettnang weiter wachsen konnte. Unverständlich jedoch, warum dieser nicht bis zum Abendessen betriebsbereit wurde. Beim Aufruf zum Abendessen wurde dann gewitzelt, die Deutschen bekämen erst dann etwas ab, wenn sie mit dem Aufbau fertig sind (der tschechische Teil war bereits seit Mittag betriebsbereit). Bei der Fehlersuche nach dem Abendessen hatte ich dann leider eine unschöne Auseinandersetzung über nicht angeschlossene, falsch verkabelte bzw. defekte Module. Ich erspare mir hier jedoch die Details. Nachdem noch ein Booster mit einem defekten Loconet-Anschluss aussortiert war und die Boosterbereiche neu aufgeteilt waren, konnte ich Dan melden, dass die Deutschen betriebsbereit sind. Gegen 21 Uhr wurde der erste Fahrplan gestartet und ich verließ die Halle Richtung Hotel und Bett. Kurz vorher hatten wir noch bemerkt, dass keiner von uns Deutschen an Telefone gedacht hatte. Wir hatten keine dabei!

Tag 2, Sonntag, erster Fahrtag

Der am Vortag "angefahrene" Fahrplan wurde fortgesetzt. Die üblichen Anfangsschwierigkeiten blieben nicht aus, sodass einige Male die Uhr angehalten werden musste. Durchsagen "Uhr läuft/steht" wurden dreisprachig gemacht. Interessant wurde es, weil es für das gesamte Arrangement einen einzigen Stapel Buchfahrpläne gab. Man konnte also nie wissen, wo man als nächstes zum Dienst antreten musste. Dadurch kam es zu einer schönen Vermischung der Fahrpersonale, aber auch mit der Folge, dass sich die Leute häufig wenig auskannten. Zugleitbetrieb ist für manche deutsche Mitspieler ja schon eine herbe Herausforderung. Für "Fremde" war es absolut unverständlich, was auf dem Ast nach Tettnang zu geschehen hat. Auch das Personal der Betriebsstellen kämpfte heldenhaft. Im bulgarischen Teil, für den ich häufig Dienst zog, kam es zu mehrstündigen Verspätungen. Der Lokwechsel in den dafür vorgesehenen Bahnhöfen holperte, weil irgendwie nie die richtige Lok bereit stand. Wie soll ein Däne, der kein tschechisch spricht, dem benachbarten Tschechen, der nur tschechisch versteht, auch erklären, dass der Lokwechsel deutsch-tschechisch für Güterzüge im tschechischen Bahnhof stattfindet, für Personenzüge jedoch im eingedeutschten dänischen Bahnhof? Verstanden? Ganz normaler Betrieb also, wie man es auf solchen internationalen Treffen findet. Mali hatte einen sehr langen Fahrplan entworfen, der von 2 Uhr bis 22 Uhr lief. Wir fuhren anfänglich mit 3-facher Zeitverkürzung, was über 7 Stunden reale Spielzeit bedeutete. So waren wir relativ pünktlich gegen 18 Uhr mit dem Fahrplan fertig. Es ging danach zur Abendveranstaltung in die nahe gelegene Brauerei, wo uns Berge von Fleisch und Fässer voll Bier aufgetischt wurden. Manche Mitspieler gingen davon aus, dass wir anschließend in der Halle weiter spielen würden und waren enttäuscht, dass dem nicht so war.

Tag 3, Montag, zweiter Fahrtag

Wir fingen früh den nächsten (zweiten) Fahrplan an. Diesmal lief es flüssiger und mit weniger Unterbrechungen und, später, mit 4-facher Zeitverkürzung - aufmerksam beobachtet von Schülern, die klassenweise nacheinander über die Balustrade geführt wurden. Überraschend wurde nach dem Mittagessen angekündigt, dass das bulgarischen Team heute zu einer weiteren Abendveranstaltung geht und auch die dänische Gruppe eine Veranstaltung außerhalb hatte. Daher ließ ich mich vorsorglich in den dänischen Bahnhof Yallahrup einweisen, damit auf dem verbliebenen Teilen, ohne den bulgarischen Teil, Betrieb gemacht werden konnte. Yallahrup war der eine Lokwechselbahnhof zwischen deutschen und tschechischen Teil und musste daher zwingend besetzt sein. Zum Fahrplanende, gegen 16 Uhr, wurde dann angekündigt, dass der Betrieb für heute beendet sei, da in Neratovice Reparaturen stattfinden müssen, die im laufenden Betrieb nicht möglich sind, auch im tschechischen Teil also kein Betrieb sein wird. Die Ankündigung sorgte bei einigen deutschen Teilnehmern für Entrüstung, O-Ton "Ich fahre doch nicht über 700 km um an einem Tag nur bis 18 Uhr zu spielen und am nächsten nur bis 16 Uhr! Was soll ich jetzt in der Zeit machen?" Ich trommelte das deutsche Team (und den Italiener) zusammen und wir hielten Kriegsrat. Wir beschlossen auf dem deutsch-italienischen Teil zu fahren. Internationale Züge sollen in Yallahrup umkehren bzw. dort gespeichert werden. Wir wollten das versuchen. Nach einem aufmunternden "Jeder geht jetzt noch einmal auf's Klo und dann reiten wir los." wurden die Stationen besetzt. Ich holte mir Frank als Verstärkung nach Yallahrup. Der Dienst dort erwies sich als Ruhige-Kugel-Schieben. Wir hatten viel Zeit zum Schwätzen mit Horia, bzw. ihm zuzuhören. Er holte per Fingerkran den Vindobona aus Pecka, sodass selbst dieser fahren konnte. Bis etwa 22 Uhr haben wir die Zeit doch noch zum Spielen nutzen können. Nach und nach kam auch ein Teil der verbliebenen tschechischen Mannschaft zu uns herüber, sodass es keinen Mangel an Fahrpersonal gab. Geht doch!

Tag 4, Dienstag, Abbautag

Im deutschen und italienischen Teil hatten wir noch am Vortag wieder Grundaufstellung hergestellt. Es ging also auf dem gesamten Arrangement mit einem neuen Fahrplantag los. Wir schafften es bis zum Mittagessen, etwa den halben Fahrplan zu spielen. Nach dem Mittagessen wurde abgebaut. Es ist immer wieder faszinierend, wie schnell sich ein Modularrangement in Kisten und Kästen verwandelt. Man muss schon sagen: Abbauen können wir! Mit dem schnellen Aufbau hapert es noch.

Ansonsten

Es war ein durchwachsenes Treffen mit seinen Höhen und Tiefen. Der Aufbau hätte schneller gehen können. Der Fahrplan hätte kürzer sein können. Das unerwartete vorzeitige Ende des zweiten Fahrtages hätte besser kommuniziert werden können. Den meisten Spaß pro Modulmeter hatte ich in Dans Hafen Pristav Holesky – knapp dahinter: Vlecka Zelezarny Hradek, auch ein schönes Rangierspiel. Die bulgarischen Module habe ich auf dem Treffen das erste Mal gesehen. Die Bulgaren haben mit Kresna einen wunderschönen zentralen Bahnhof. Den Schattenbahnhof für ihren Ast hatten sie aus Tschechien geordert, inklusive Bedienung, weshalb die Kommunikation auf englisch lief, was nicht immer sofort funktionierte. Alle Betriebsstellen waren hier besetzt. Selbständiges Rangieren war nicht möglich - fand ich schade. Signalisierung wie es der Deutsche kennt, mit Licht- und Formsignalen. In Tschechien findet man dagegen immer häufiger Signale mit blauem und weißem Licht. Hier können auch Rangierbewegungen signalisiert werden, was an Karlsruhe-Durlach erinnert, wo das ja auch geht. Zusätzlich unterstützte das tschechische Bahnhofspersonal mit passenden Handbewegungen, bis sie merkten, dass ich ihre Signale auch so verstand. Der neue große Bahnhof Neratovice machte vor allem der Bahnhofsbedienung Spaß. Das Fahrpersonal, das hier rangierte, hatte häufig auf durchfahrende Züge zu warten, bevor es weiter gehen konnte. Erwischte ich einen Güterfahrplan für den Tettnanger Ast kam Freude auf, denn typischerweise wird dort Chaos hinterlassen. Man musste zunächst einmal aufräumen, was bedeutete: Rangieren ohne Ende - schön! Yallahrup bedienen kann ich inzwischen (wozu nicht viel gehört) und RGZM (habe ich die richtigen verflixten Buchstaben in der richtigen Reihenfolge?) habe ich bei der Gelegenheit auch wiederholt.

Nachtrag

Ich möchte ausdrücklich klar stellen, dass die späte Fertigstellung des Astes nach Tettnang nicht daran lag, dass Rheinfort + Hafen erst kurz nach 14 Uhr am Aufbautag eintrafen. Das war vorher so abgesprochen und akzeptiert und deshalb hatte ich die Betriebsstellen auch nicht an zentraler Stelle eingeplant. Vielmehr lag es an fehlender Koordination und Kooperation der Mitspieler und an zeitaufwendiger Fehlersuche. Rheinfort stand nach etwa einer dreiviertel Stunde angedockt. Hätten die restlichen Module bis Tettnang bereits bereit gestanden, hätte der Ast eine Stunde später betriebsbereit sein können - also gegen 16 Uhr. Es hat jedoch bis weit nach dem Abendessen gedauert, bis Loconet und DCC betriebsbereit waren. Im übrigen ist es unsinnig, sich zu fragen, wer jetzt an welchen Problemen schuld ist oder war. Es geht immer nur darum, etwas gemeinsam zu Laufen zu bringen - meine ich.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es mehr Mitspielern deutlich wird, dass es, nachdem sie ihre Module aufgestellt, angeschlossen und überprüft haben, auch noch anderen 1000 Dinge gibt, die außerdem noch zu erledigen sind. Auch wenn man keinen eigenen Booster besitzt und keine Loconet-Komponenten, erwarte ich, dass man weiß, wie so etwas angeschlossen wird und dabei helfen kann. Auch schadet es nichts zu lernen, wie die Module der anderen Mitspieler angeschlossen werden. Ich vermisse die Neugier, alles das zu lernen. Denn so schwierig ist das nicht und genau dafür sind Treffen doch da, oder? Zum Lernen! Als Erfahrungsaustausch! Statt Sätze, wie: "Damit kenne ich mich nicht aus." würde ich lieber hören: "Erkläre mir, wie das funktioniert.". Manche Modulbesitzer haben eine sehr "eigenwillige" Verkabelung unter ihren Modulen, deren Anschluss sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Wenn man aber nie fragt und versucht dort durchzusteigen, wird man es auch nie lernen.

Ende der Durchsage