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AK5-Treffen Offenbach 12.-14.03.2004

Klappe, die 2. oder: moderner Betrieb bei "Privatbahns"

Nach der gelungenen Premiere des AK füNf in Lorsbach (s. HP 1, 4/03, S. 38) vom 12.-14.09.2003 trafen wir uns im März 2004 erneut. Diesmal konnten wir in einem Seminarraum mit angrenzendem Foyer als Reserve aufbauen. Durch Neubauten und Teilnahme beim letzten Mal verhinderter Module standen diesmal bereits ca. 30m Strecke zur Verfügung. Da aber die Erprobung neuer Betriebsstellen einen hohen Stellenwert hatte, wurde so aufgebaut, daß alles gut zugänglich war.

Die auf unseren Modulen dargstellte Region Saar-Lor-Lux und das nahe Belgien bieten dem interessierten Eisenbahnfreund selbst in den heutigen modern-monotonen Zeiten abwechslungsreichen Eisenbahnverkehr auf Nebenstrecken.
Hierzu tragen die Privatbahnen maßgeblich bei.
Wir haben zum einen die im letzten Herbst gefundenen Fotostandpunkte aufgesucht, um zu sehen was sich seit unserem letzten Besuch verändert hat. Zum anderen haben wir die Zeit genutzt, die Gegend weiter zu erkunden. So konnten wir einige interessante Dinge entdecken:
In Reitershausen hat das dortige Schotterwerk seine Gleise im Anschluß erneuert und nutzt die kundenfreundlichen Dienste der Anschlußbahn Hinnrichshafen, um verstärkt Schüttgüter aber auch Rohsteine über die Bahn abzufahren.
Im angrenzenden Gewerbegebiet "Luxemburger Straße" fanden wir gleich zwei neue Ansschließer:
LuxLimo. Als Tochtergesellschaft eines Mineralbrunnens aus dem nahen Luxemburg wird hier Mineralwasser abgefüllt. Die Zitronen und Orangen aus Spanien, die zur Limonade zugesetzt werden, werden zwar noch auf der Straße angeliefert. Aber wenigstens wird Kohlensäure bezogen und einiges per Bahn versandt. Gerüchteweise war zu hören, dass man in Gesprächen mit einer überregionalen Verbrauchermarktkette ist, die sich vom Wettbewerb zu differenzieren versucht, indem sie möglichst viele regional und lokal bekannte Produkte führt. Diese Kette plant in der Nähe ein Auslieferungslager, möglichst mit Gleisanschluß. Und dann will man groß ins Geschäft kommen.
Gleich gegenüber hat sich ein elsässischer Schrotthändler eingekauft. Neudeutsch heißt der Betrieb jetzt "Alsace Recycling". Wie mögen die Franzosen in ihrer unnachahmlichen Art englische Worte mit heimatlichem Zungenschlag zu betonen, das wohl aussprechen ? Na ja, das gemeinsame Europa hat schon seine Vorteile, sonst wäre dieser Unternehmensstandort sicherlich schon aufgegeben.

Noch eine Baustelle: Vorn der Anschluß "Alsace Recycling", im Hintergrund die denkmalgeschützte Verladehalle von Lux-Limo.

Und was macht der Schienen - Verkehr? Obwohl vor einem halben Jahr die DB AG noch geklagt hatte, dass die Streckenkapazitäten erschöpft seien und trotzdem mangels Frachtaufkommen der örtliche Betrieb defizitär sei, konnten wir deutliche Steigerungen erkennen. Dies ist wohl auf die seit Übernahme der Betriebsführung durch die Eisenbahnbetriebe Frankental EBF (http://bahnserver.de/ebf) optimierte Fahrplangestaltung zurückzuführen. Schlank und ohne Wasserkopf kann wohl auch auf einer eingleisigen Nebenbahn ohne viel Kreuzungsmöglichkeiten bei bescheidener Sicherungstechnik eine Menge Verkehr bewältigt werden. Vielleicht liegt dies mit daran, dass der Güterverkehr über die Knotenpunkte Hinnrichshafen und Frankental abgewickelt wird, wo die jeweiligen Privatbahnen schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagieren können.

Im Hafen reagiert man auf die zurückgehenden Schüttgut - Verkehre, indem man ein modernes Containerterminal auf den freigewordenen Flächen etabliert. Falls es gelingt, ERS Railways B.V. , welche bereits in Mainz und Germersheim mit entsprechenden Anlagen in präsent ist, mit ins Boot zu holen, können wir uns wohl auf die neu beschafften Vossloh-Loks freuen (noch schöner wäre natürlich eine class 66). So könnten für die Überseeverschiffung bestimmte Container nach Rotterdam versandt werden. Zumindest an einem Tag konnten wir bereits ein entsprechendes mit einer SNCF - Lok CC 72000 bespanntes Zugpaar beobachten.
Überhaupt will man sich mehr auf den Schienenverkehr konzentrieren, weshalb man Verträge über die ANschlußbedienung in Reitershasuen sowie im Gewerbegebiet "Luxemburger Straße" abgeschlossen hat. Die Anschlußbahn Hinnrichshafen setzt hierzu Vossloh - Lokomotiven von ihrer Konzernmutter E+H, sowie Leihloks der RAG Bahn+Häfen und der Dormunder Eisenbahn ein.
In Frankental und Umgebung operieren die orangen ex DB Maschinen der EBF. Neben den Rangierleistungen in Frankental stehen hier vor allem die Bedienung des Sägewerks und der Fördertechnik AG im Vordergrund.
Für DB-Cargo verbleiben so nur noch IRC's zwischen Frankental und Hinnrichshafen. Durch die vielfältigen Frachten der durch die "privaten" versorgten Anschlüsse ergibt sich auch in der scheinbar monotonen Epoche 5 mit der starken Tendenz zu Schiebewandwagen und Ganzzügen eine recht abwechslungsreiche Zugbildung.
Der SPNV ist noch fest in DB-Hand. In den verkehrsschwachen Zeiten reichen 643er. In den Spitzen sahen wir Wendezug-Dosto-Garnituren und die letzten 212er, die Boms der vormaligen DR und Silberlinge (immerhin gepflegt und ohne Graffiti) ziehen.
Dank des guten und ausgewogenen, mit entsprechenden Reserven versehenen, Fahrplans konnte das Pensum problemlos bewältigt werden, ohne dass es langweilig wurde. So konnten zusätzliche Entlastungs-IRC's von DB Cargo, ein IRC mit doppelter Länge, außerplanmäßige Loküberführungen und der vorerwähnte vorübergehende Containerverkehr ohne nennenswerte Störungen des Betriebs durchgeführt werden. Und selbst die ersten Streckenfahrversuche der DB-Lokführeranwärter haben zu keinen wesentlichen Verspätungen, die sich gar auf andere Züge ausweiten, geführt - obwohl diese, wie uns der Strick... tschuldigung Zugleiter mit Dienstsitz in Reitershausen verriet, alle an einem Tag stattfanden!
Streckenmodule von Christian Martens bei ihrem ersten Einsatz bei N-RE.

Die genaue Erfassung der von den einzelnen Betriebsstellen gewünschten Wagenströme wurde nicht nur zur Fahrplangestaltung genutzt.
Auch der Einsatz des Wagenmaterials konnte so gut vorgeplant werden, daß nutzlose Wagen nicht wertvolle Gleise blockierten. Und zusätzliches Wagenmaterial musste nur im 2. Fahrplan (von insgesamt mehr als 5) in geringem Umfang zusätzlich auf das Arrangement gebracht werden, da die neuen Betriebsstellen sich als deutlich leistungsfähiger als von den Erbauern angenommen herausgestellt hatten.
So ergab sich wieder unsere typische harmonische Atmosphäre: Eine Menge Verkehr wurde, auch während der geballten Anwesenheit unerfahrenen Personals, entspannt bewältigt. Die Stuttgarter N-RE-Gruppe hatte uns auch dieses Mal wieder mit einigen dringend benötigten Modulen und hervorrragenden Ladegütern unterstützt. Aus den H0-Reihen ließ es sich Martin Balser nicht nehmen, am zeitgenössischen Verkehr teilzunehmen und die Leistungsfähigkeit der neuen Betriebsstellen, auch unter erschwerten Bedingungen zu testen.
Aber selbstverständlich bestand auch ausreichend Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch, Klönen und Phanta... ähh ...Planen. Manches lässt sich halt besser von Angesicht zu Angesicht besprechen und abstimmen.

Da kann es kaum verwundern, dass alle Teilnehmer einträchtig weiterhin ein regelmäßiges Treffen in dieser Art wünschen. Hierzu sind natürlich auch alle anderen Interessierten herzlich eingeladen!

Bericht: Michael Gruß
Bilder: Christian Reiter und Michael Gruß

Weitere Infos zu den N-RE Empfehlungen: www.N-RE.de
Der AK5: AK5

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